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Rezidivierende Fazialisparese

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Eine rezidivierende Fazialisparese führt zu wiederholter Gesichtsschwäche und beeinträchtigt den Alltag. Das Verständnis von Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten kann künftige Episoden verhindern und die Genesung verbessern.

Was ist eine rezidivierende Fazialisparese?

Von einer rezidivierenden Fazialisparese spricht man, wenn es mehrfach zu einer Schwäche oder Lähmung des Gesichtsnervs auf derselben oder der gegenüberliegenden Seite kommt. Dadurch verlieren die Gesichtsmuskeln vorübergehend oder dauerhaft ihre Beweglichkeit. Diese Form ist seltener als eine einzelne Episode, etwa die Bell-Lähmung (Bell’s palsy), und kann auf ein zugrunde liegendes Gesundheitsproblem hinweisen, das weiter abgeklärt werden muss.

Wie unterscheidet sie sich von der Bell-Lähmung?

Die Bell-Lähmung tritt plötzlich auf und ist meist ein einmaliges Ereignis, das sich in Wochen bis Monaten zurückbildet. Eine rezidivierende Fazialisparese hingegen umfasst wiederholte Episoden auf derselben oder der anderen Seite. Anders als die oft idiopathische Bell-Lähmung können rezidivierende Fälle mit genetischen Störungen, Infektionen oder Autoimmunerkrankungen zusammenhängen. Wiederholungen machen eine eingehendere Ursachensuche erforderlich.

Häufigkeit von Rückfällen bei Fazialisparesen

Die Rückfallrate hängt von der Ursache ab. Studien zeigen, dass etwa 4–14 % der Patienten mit Bell-Lähmung erneut erkranken. Rückfälle können ipsilateral (gleiche Seite) oder kontralateral (gegenüberliegende Seite) auftreten. Ein familiäres Vorkommen, Diabetes oder mehrere frühere Episoden erhöhen das Risiko. Die Ermittlung der Ursache ist entscheidend für das Management und die Prävention.

Welche Ursachen hat eine rezidivierende Gesichtslähmung?

Rezidivierende Gesichtslähmungen deuten häufig auf systemische oder strukturelle Probleme hin. Typische Auslöser sind:

  • Bell-Lähmung: Manche Patienten haben ohne erkennbare Ursache mehrere Episoden.

  • Genetische Veranlagung: Das Melkersson-Rosenthal-Syndrom kann wiederkehrende Lähmungen hervorrufen.

  • Infektionen: Herpes-simplex-, Borrelien- oder Varizella-Zoster-Viren können wiederholte Schübe auslösen.

  • Autoimmunerkrankungen: Etwa Multiple Sklerose oder Guillain-Barré-Syndrom beeinträchtigen den Gesichtsnerv.

  • Trauma oder Operationen: Frühere Nervenschädigungen oder Eingriffe können zu erneuter Schwäche führen.

  • Tumoren: Raumforderungen wie Akustikusneurinome oder Parotistumoren lösen intermittierende Lähmungen aus.

  • Stoffwechselstörungen: Diabetes und andere metabolische Erkrankungen schädigen Nerven und begünstigen Rückfälle.

Die Ursache bestimmt die Therapie und senkt das Risiko weiterer Episoden.

Melkersson-Rosenthal-Syndrom als mögliche Ursache

Das Melkersson-Rosenthal-Syndrom (MRS) ist eine seltene neurologische Erkrankung, die rezidivierende Fazialisparesen verursachen kann. Man geht von genetischen und entzündlichen Mechanismen aus.

Typische Merkmale des MRS:

  • Wiederkehrende Gesichtslähmung: Kann ein- oder beidseitig auftreten.

  • Orofaziales Ödem: Anhaltende oder intermittierende Schwellung, besonders der Lippen.

  • Furrowed tongue: Tiefe Furchen oder Risse auf der Zunge.

Nicht alle Betroffenen zeigen alle drei Symptome, was die Diagnose erschwert. Die Erkrankung kann progredient verlaufen und dauerhafte Schwäche hinterlassen. Die Behandlung zielt auf Symptomkontrolle, meist mit Kortikosteroiden oder anderen Entzündungshemmern.

Ramsay-Hunt-Syndrom und rezidivierende Fazialisparese

Das Ramsay-Hunt-Syndrom (RHS) entsteht durch Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV) im Ganglion geniculatum. Es führt zu Gesichtslähmung und Ohrsymptomen.

RHS und Wiederholungsrisiko:

  • Reaktivierung: Das Virus kann sich mehrfach reaktivieren und Rückfälle auslösen.

  • Unvollständige Genesung: Verbleibende Nervendefizite erhöhen das Rezidivrisiko.

  • Geschwächte Immunität: Diabetes oder Immunsuppression steigern die Wahrscheinlichkeit erneuter Episoden.

Im Vergleich zur Bell-Lähmung ist das RHS meist schwerer und die vollständige Genesung seltener. Frühzeitige antivirale Therapie und Kortikosteroide verbessern Prognose und Rückfallprävention.

Wie wird eine rezidivierende Fazialisparese diagnostiziert?

Die Diagnose erfordert eine umfassende Abklärung, um die zugrunde liegende Ursache zu finden.

Diagnoseschritte:

  1. Anamnese – Frühere Episoden, Familiengeschichte, Vorerkrankungen, Infektionen oder Auslöser.

  2. Körperliche Untersuchung – Gesichtsnervfunktion, Begleitsymptome wie Schwellung, Schmerz oder Ohrbeteiligung.

  3. Blutuntersuchungen – Nachweis von Infektionen (HSV, VZV, Borrelien), Autoimmunparametern und Stoffwechselstörungen (Diabetes).

  4. Bildgebung – MRT oder CT zum Ausschluss von Tumoren, strukturellen Anomalien oder Multipler Sklerose.

  5. Elektrophysiologie – Elektroneurographie (ENoG) oder Elektromyografie (EMG) zur Beurteilung der Nervenfunktion.

  6. Lumbalpunktion (falls nötig) – Bei Verdacht auf neurologische Erkrankungen wie Guillain-Barré-Syndrom.

Eine exakte Diagnose leitet eine zielgerichtete Therapie ein und verhindert Rückfälle.

Gradingsysteme zur Beurteilung der Fazialisparese

Zur Einschätzung der Schwere und Verlaufskontrolle dienen:

1. House-Brackmann-Skala

Am weitesten verbreitet, von Grad I (normale Funktion) bis Grad VI (komplette Lähmung):

  • Grad I – Normale Gesichtsfunktion.

  • Grad II – Leichte Dysfunktion (geringe Schwäche, Symmetrie in Ruhe).

  • Grad III – Moderate Dysfunktion (deutliche Schwäche, Augenschluss möglich).

  • Grad IV – Mäßig schwere Dysfunktion (Augenschluss unvollständig).

  • Grad V – Schwere Dysfunktion (kaum Bewegung, Asymmetrie in Ruhe).

  • Grad VI – Totale Lähmung (keine Bewegung).

2. Sunnybrook-Skala

100-Punkte-Skala für:

  • Symmetrie in Ruhe.

  • Willkürliche Bewegungen.

  • Synkinesien (unwillkürliche Mitbewegungen).

3. Facial Nerve Grading Scale 2.0

Eine objektivere Variante der House-Brackmann-Skala mit detaillierter Bewertung spezifischer Bewegungen.

Diese Systeme ermöglichen Verlaufskontrolle, Therapie­vergleich und Prognoseabschätzung.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach Ursache, Schwere und Häufigkeit der Episoden. Ziele sind die Wiederherstellung der Nervenfunktion, Verhinderung weiterer Rückfälle und Behandlung von Komplikationen.

Medikamentöse Therapie:

  • Kortikosteroide – Verringern Entzündung und Schwellung (bestmöglich frühbeginnend).

  • Antivirale Medikamente – Bei viraler Ursache (z. B. Aciclovir oder Valaciclovir).

  • Immunsuppressiva – Bei autoimmunbedingten Lähmungen (z. B. bei MS oder Guillain-Barré).

  • Botulinumtoxin (Botox) – Gegen Synkinesien und Asymmetrien.

Physio- und Unterstützungstherapie:

  • Gesichtsübungen – Stärken Muskeln und verbessern Koordination.

  • Neuromuskuläres Training – Fördert die willkürliche Kontrolle der Bewegungen.

  • Elektrische Stimulation – Kann während der Genesung die Muskelaktivierung unterstützen.

  • Augenpflege – Tränenersatz oder Abkleben des Lids bei unvollständigem Lidschluss.

Chirurgische Optionen:

  • Dekompression des Gesichtsnervs – Bei nachgewiesener Kompression.

  • Selektive Neurektomie – Bei schwerer Synkinesie oder abnormalen Kontraktionen.

  • Gesichtsreanimation – Nerventransfers oder Muskeltransplantate bei dauerhafter Lähmung.

Frühe Diagnose und Therapie verbessern die Erholungs­chancen. Das Langzeitmanagement richtet sich nach Rückfallmuster und Ursache.

Wie ist die Prognose bei rezidivierender Fazialisparese?

Die Prognose hängt von Ursache, Schwere der Episoden und Therapieansprechen ab. Viele Patienten erholen sich teilweise oder vollständig, wiederholte Schübe können jedoch Komplikationen verursachen.

Prognosefaktoren:

  • Ursache – Idiopathische Fälle (rezidivierende Bell-Lähmung) verlaufen günstiger als solche durch Autoimmunerkrankungen, Tumoren oder Infektionen.

  • Häufigkeit der Rückfälle – Mehrere Episoden erhöhen das Risiko bleibender Nervenschäden.

  • Therapiebeginn – Früher Einsatz von Kortikosteroiden und Antiviralen verbessert Ergebnisse.

  • Schwere jeder Episode – Schwerere Lähmungen führen eher zu Restschwäche oder Synkinesien.

Mögliche Langzeitergebnisse:

  • Vollständige Genesung – Viele Patienten erlangen die volle Funktion zurück, besonders bei früher Behandlung.

  • Restschwäche – Leichte bis mäßige dauerhafte Asymmetrie oder Schwäche.

  • Synkinesien – Unwillkürliche Bewegungen bei bewusster Aktion, oft nach mehreren Episoden.

  • Chronische Schmerzen oder Unbehagen – Manche entwickeln Spannung, Spasmen oder Beschwerden.

Regelmäßige Kontrollen und Rehabilitation verbessern Funktion und Lebensqualität bei rezidivierender Fazialisparese.

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