Prof. Dr. Cemalettin Camcı ist ein türkischer Allgemeinchirurg mit Spezialisierung auf bariatrische Chirurgie und einer Reihe internationaler Auszeichnungen, darunter Stipendien aus den USA und Norwegen, chirurgische Praxiserfahrung, Forschungsaufenthalte, medizinische Publikationen und über 2.000 behandelte Patienten.
Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung arbeitete Prof. Dr. Camcı als Arzt im Rikshospitalet in Oslo, dem einzigen Transplantationszentrum Norwegens, und am Nazih Zuhdi Transplantation Institute in Oklahoma, USA.
Im Jahr 2012 wurde Prof. Dr. Camcı außerdem zum stellvertretenden Dekan und Leiter der Abteilung für Chirurgische Wissenschaften, Leiter der Allgemeinchirurgie und Operationskoordinator an der Istanbul Bilim Universität ernannt.
Interview mit:
Prof. Dr. Cemalettin Camcı
(Leiter der bariatrischen Chirurgie bei Care in Turkey)
Hallo Doktor, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Könnten Sie uns einen allgemeinen Überblick über Ihren Werdegang und Ihre Erfolge geben?
Hallo! Natürlich, ich bin Professor für Allgemeinchirurgie mit einer Spezialisierung auf bariatrische Chirurgie. Ich möchte betonen, dass ich ein Stipendium durch ein türkisch-norwegisches Kulturabkommen erhielt, um am Rikshospitalet in Oslo zu arbeiten. Ich habe hauptsächlich an Leber- und Nierentransplantationen sowie Gefäßoperationen teilgenommen. Nach meinem skandinavischen Abenteuer habe ich meine Facharztausbildung in Allgemeinchirurgie abgeschlossen und bin in die USA gegangen, wo ich an über 150 Lebertransplantationen von Spendern und Empfängern am Nazih Zuhdi Transplantation Institute in Oklahoma teilgenommen habe.
Nach meiner Rückkehr in die Türkei wechselte ich in den privaten Sektor und arbeitete als außerordentlicher Professor im Acibadem Group Hospital, während ich wissenschaftliche Forschung betrieb. In den letzten 6 Jahren habe ich mich auf bariatrische Chirurgie spezialisiert und ein Zertifikat für fortgeschrittene laparoskopische Chirurgie aus Straßburg, Frankreich, erworben. Ich habe über 1000 bariatrische Operationen durchgeführt. Seit 2016 arbeite ich als niedergelassener Arzt.
Was gefällt Ihnen am meisten und am wenigsten daran, Chirurg zu sein?
Die positiven Seiten liegen auf der Hand. Als Chirurg habe ich die Möglichkeit, das Leben der Menschen zu verbessern und sie von Krankheiten zu heilen, was ein wirklich lohnender Aspekt meiner Arbeit ist. Ich spreche von der inneren Medizin: Man verschreibt Tabletten und Medikamente, aber man muss auf die Wirkung warten; durch die Chirurgie kann man viel dauerhaftere und unmittelbarere Ergebnisse erzielen. Das ist der bedeutende Aspekt, Chirurg zu sein. Es ist befriedigend, wenn Patienten einem danken und sagen, wie sehr sich ihr Leben zum Besseren gewendet hat.
Natürlich gibt es auch viele negative Aspekte: Es gibt Stress, manchmal muss man sehr schwierige Fälle bewältigen, zum Beispiel Schusswunden, und man kann einen Patienten auf dem OP-Tisch verlieren, was schwer zu verkraften ist.
Waren Sie schon einmal in einer solchen Situation oder haben Sie Schusswunden behandelt?
Ja, als ich kurz nach meiner Facharztausbildung in einem öffentlichen Krankenhaus arbeitete, war ich in der Region Adana stationiert. Es gab viele soziale Herausforderungen, soziale Härten und alle möglichen Probleme. Also ja, ich war in einer solchen Situation. Das war während meiner Ausbildungszeit. Ich musste extrem komplizierte Fälle von Leber-, Pankreas- und Magenschäden behandeln, oft unter starkem Zeitdruck und unter schwierigen Umständen.
Ich kann mir keine bessere Ausbildung vorstellen. War das die verrückteste Erfahrung, die Sie bisher gemacht haben?
Ja, Schusswunden sind die schwierigsten Fälle, mit denen ich zu tun hatte. Aber wenn wir von einer allgemeinen Erfahrung sprechen, war das Erdbeben in Adana im Jahr 1998 die schwierigste Zeit meines Lebens im Dienst. Als Allgemeinchirurg war ich sonntags für das gesamte Krankenhaus verantwortlich. Ich hatte viele Fälle, es war ein extrem herausforderndes Szenario. Glücklicherweise habe ich mich in den letzten 12 Jahren davon entfernt.
Könnten Sie uns sagen, warum Sie sich entschieden haben, Chirurg zu werden?
Ich wusste schon in der Grundschule, dass ich Chirurg werden wollte. Ich betrachte mich als sehr glücklich, da ich nie Zweifel daran hatte. Ich hatte auch einen Mentor und eine inspirierende Figur, meinen Onkel. Er war Arzt, und unsere Nachbarn zeigten ihm Respekt, er hatte ein gewisses Prestige, einen wertvollen Platz in der Gesellschaft. Ich entschied mich, mich während meines Studiums an der Universität Ankara auf Chirurgie zu spezialisieren. Ich dachte, es passe zu mir, es war ein Bauchgefühl. Ich bin sicher, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich dasselbe tun.
Unglaublich. Könnten Sie erklären, ob eine Schlauchmagen-OP besser ist als ein Magenbypass?
Vor 7 bis 10 Jahren bevorzugten bariatrische Chirurgen in den USA Bypässe gegenüber Schlauchmagen-OPs. Vor einigen Jahren wurde eine bahnbrechende Veröffentlichung veröffentlicht, die beide Operationen verglich, und wir stellten fest, dass ein Wandel stattgefunden hatte. Derzeit werden in den USA fast 50 % der Eingriffe als Bypässe oder Schlauchmagen-OPs durchgeführt. Das sagt einiges aus. Ich glaube nicht, dass es einen stärkeren Weg gibt, die Überlegenheit einer Behandlung zu demonstrieren, als zu sehen, wie sich Chirurgen für eine Option gegenüber einer anderen entscheiden. In der Türkei wurde traditionell die Schlauchmagen-OP bevorzugt.
Letzte Woche (Mai 2023) fand in Ankara der türkische Kongress für Adipositaschirurgie statt. Viele Veröffentlichungen und Untersuchungen wurden diskutiert. Das Ergebnis war, dass die Schlauchmagen-OP im Allgemeinen als bessere Option als ein Bypass zur Behandlung von Fettleibigkeit angesehen wird. Eine Schlauchmagen-OP liefert bessere Ergebnisse und ist physiologisch sicherer. Ein Bypass ist nicht nur technisch schwieriger durchzuführen, sondern es ist praktisch unmöglich, in den normalen präoperativen Zustand zurückzukehren. Um ein Beispiel zu nennen: Die Blutzuckerkontrollen bei Diabetikern zeigen viel bessere Ergebnisse mit einem Schlauchmagen, ich spreche von Typ-II-Diabetes.
Wie finden Sie die Balance zwischen Arbeit und Privatleben?
Nachdem ich meine eigene Privatklinik eröffnet habe, wurde das Leben viel einfacher als zuvor. Ich verbringe Zeit allein, singe, und nehme am Wochenende an einem Chor teil. Das Leben ist gut. Ich mag es auch, Freizeit für Sport, Einkaufen oder andere Dinge zu haben. Es ist viel besser als früher, als ich noch in der Ausbildung war.
Was war das Beste, was Sie jemals von einem Patienten gehört haben?
Das Beste, was ich gehört habe, ist immer: „Sie haben mein Leben verändert.“ Sie verändern ihr Leben völlig, man kann sie nach ein paar Jahren kaum noch wiedererkennen. Ich spreche von Dutzenden von Kilos. Manchmal 60 oder sogar 80, aber mindestens 40. Gewicht zu verlieren, verändert alles. Ich habe sogar eine Schlauchmagen-OP bei meinem Bruder und meiner Schwester durchgeführt.
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